Umgetopft

Man soll ja seinen Kindern möglichst immer gutes Benehmen und kritikfreies Handeln vorleben. Dadurch lernen sie am besten die Regeln guten Zusammenlebens, da sie ja intuitiv die Eltern nachahmen. Heißt es. 

Es ist schon ein Weilchen her, da kam ich völlig hektisch von der Arbeit nach Hause. Stau auf dem Heimweg, keine Idee, was ich kochen soll. Also schnell den Topf auf den Herd, Öl rein, Hitze hochfahren. Mir hat nämlich mal eine Freundin gesagt, wenn sie nicht wüsste, was sie kochen soll, brät sie immer erstmal Zwiebeln an. Das riecht gut und vermittelt den Kindern das Gefühl, dass Mama voll den Plan hat und es etwas Leckeres zu essen gibt. Genau mein Ding. Zwiebeln gehören seither zu den Must-Haves meiner Speisekammer und zumindest DIE, gehen NIE aus. Diesen Anbratetrick verwende ich seither regelmäßig und das war auch in diesem Moment der Plan. Alles weitere würde sich fügen. Was es durchaus auch tat.

Während also das Öl in der Pfanne heiß wurde, hatte ich mal eben den Tisch noch gedeckt, bin in den Keller gerannt, um eine Zwiebel zu holen und lauschte anschließend noch aufmerksam den Stories aus der Schule, als plötzlich ein unangenehmer Geruch aus der Küche drang. Als ich mich vom Esstisch zum Herd umdrehte, sah ich den Topf in Flammen! Oh no! Meine Kinder schrien auf und ich näherte mich zügig dem Brandherd. In Nanosekunden kam mir in den Sinn, was ich auf KEINEN FALL tun durfte, nämlich Wasser in den Topf schütten…. oder weiteres Öl ins Feuer gießen… Außer ich würde auf eine Totalrenovierung der Küche spekulieren. Aber was SOLLTE ich denn tun??? Das Feuer auf dem Herd knisterte zwischenzeitlich fröhlich weiter und beißender Rauch stieg auf. Ganz nebenbei bemerkt, der hochgepriesene Dunstabzug versagte in dieser Situation völlig. Flambieren in der Küche brauche ich in der Zukunft gar nicht erst auszuprobieren, schoß es mir noch so durch den Kopf. Unter den erwartungsvollen Blicken meiner Kinder, lief ich jedenfalls vor dem Herd auf und ab, die Hände rechts und links an die Stirn haltend, Augen geschlossen, als ob mir dadurch sämtliche lebensrettenden Maßnahmen, die ich zuletzt vor über zwanzig Jahren im Rahmen der Fahrschule gelernt hatte, zugeflogen kämen. Eines war klar: Feuer IM Haus ist nicht gut. Also musste es raus. Ich öffnete deshalb spontan das bodenlange Fenster rechts von der Küche, schnappte den brennenden Topf und warf ihn in hohem Bogen in den Garten. Drei Kinder schauten dem fliegenden Feuertopf mit großen Augen hinterher, bevor wir dann alle schweigend beobachteten, wie das Feuer im Topf im Garten nach und nach kleiner wurde und schließlich ganz erlosch. Ein verkohltes Kochgefäß starrte uns leicht anklagend an. 

„OK Kids“, wandte ich mich mit ernster Miene an meine Drei, als ich das Fenster wieder schloß, „ihr wisst jetzt, was ihr zu tun habt, wenn euch mal ein kleines Feuerchen auf dem Herd überrascht!“.

Ich kann nur hoffen, dass die lieben Kleinen mal keine Stadtmenschen mit Wohnung über einer gut besuchten Fußgängerzone werden… oder über einer Tankstelle…

Photo by Joanna Nix on Unsplash

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